Symbolik und Tektonik: Die lebendige Fassade aus 3D-Glasfaserbeton

Die Fassade aus 3D-Glasfaserbeton-Elementen kombiniert Symbolik und Tektonik, wobei Fugen als dekorative, bedeutungsvolle Elemente wirken.

Das Gebäude steht im zentralen Zürcher Stadtteil Hottingen, wo sich die Neuapostolische Kirche der Schweiz und ihre Büros befinden. Ausgangslage war der Wegzug der Kirchenverwaltung und die Reduktion der Kirche von 500 auf 300 Plätze. In diesem Umfeld galt es, neben dem Kirchenumbau ein gehobenes Wohnangebot zu realisieren. Beim Mehrfamilienhaus in der Kasinostrasse wurden zwei architektonische Themen untersucht. Zum einen die Typologie der Wohnungen selbst und zum anderen die semiologische und tektonische Belastung der Fassade.
Text: Sergio Bruns, Steiger Concept Architekten

Die auf die Fassade angewandte architektonische Forschung dreht sich um Symbolik und Tektonik. Die Fassade besteht aus vorgefertigten 3D-Glasfaserbeton-Elementen von der Allega GmbH, die von einem Rechteck, einem Dreieck oder einem Halbkreis gekrönt werden. Wrights Behauptung, dass «Formen, die einem Material angemessen sind, nicht einem anderen angemessen sein können (Robert Venturi, Complejidad y contradicción en la arquitectura [Barcelona: Gustavo Gili, 1978]), wird somit infrage gestellt, um der symbolischen Aufladung der Formen selbst mehr Wert zu verleihen, denn diese Formen werden als Analogie für die benachbarten Gebäude genommen, wo sie in den Bogenfenstern, rechteckigen Oberlichtern oder dreieckigen Giebeln zu sehen sind.

Der Aufbau der Fassade wird durch 20 Millimeter breite Fugen zwischen den Platten strukturiert. Ein Geometer wurde eingesetzt, um die korrekte Positionierung der einzelnen Elemente zu gewährleisten. Die Ecken des Gebäudes wurden mit speziellen L-förmigen Elementen gelöst, um Fugen zu vermeiden. Das Spiel der Fugen schafft eine lebendige Fassade, bei der die Fuge selbst als dekoratives Element voller Bedeutung fungiert, indem sie auf die Formen der benachbarten Fassaden Bezug nimmt.

Die Farbe hingegen ist neutral gehalten, um die Schönheit des Materials zu zeigen. Auf diese Weise entsteht die Identität des Gebäudes, die durch das Material selbst und durch die Ornamentik der Plattenfugen als luxuriös verstanden wird, in Anlehnung an das Konzept der «High Fashioned Architecture», das von Robert Venturi in seinem Artikel «Lieb House. Das Gewöhnliche als Kunstform» (Robert Venturi; John Rauch; Denise Scott Brown, «Lieb House. Ordinary as Artform», Progressive architecture, April 1970) beschrieben wurde. Es handelt sich also um ein nützliches Ornament, im Gegensatz zu der von Adolf Loos so vehement kritisierten nutzlosen Ornamentik, denn es hat sowohl eine konstruktive als auch eine symbolische Funktion. 

Die Bauherrschaft ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ein herzliches Dankeschön geht an alle Beteiligten, deren Engagement und Fachwissen massgeblich zum Gelingen dieses Projekts beigetragen haben. Ihr Einsatz und ihre Kreativität haben nicht nur die Qualität des Ergebnisses gesteigert, sondern auch den gesamten Prozess bereichert.


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